Die Liebhaberei schließt ihre Pforten:  (© Liebhaberei)

Weihnachtsmärkte, Schafscherfeste, Flohmärkte, Sommerfeste, generationsverbindende Olympiaden, Vernissagen, Lesungen, Konzerte, und vieles mehr haben seit Juni 2012 dazu beigetragen, Generationen zu verbinden und Menschen zu integrieren.


Klingt toll, aber was hat der gemeinnützige Verein Liebhaberei in Deutsch Kaltenbrunn genau gemacht?
Feste und Veranstaltungen dienten dazu, Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen zu bringen. Natürlich hat es unsere Herzen berührt, wenn beim Schafscherfest Jung und Alt gemeinsam die frisch geschorene Wolle im Bottich  wuschen und sich dabei gegenseitig Geschichten erzählt haben…bei der generationsverbindenden  Spielolympiade nicht die Jungen gegen die Alten, sondern Alt und Jung miteinander Wettkämpfe bestritten.
Konzerte, Lesungen, und Vernissagen waren den ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern die Mühe wert, wenn sie live miterlebten wie sich Menschen begegnen und Vorurteile abgebaut werden.  Wenn ein junger Mann mit großen Vorbehalten gegen Menschen mit anderer Hautfarbe plötzlich einen pakistanischen Freund hat, weil er gelernt hat sein Herz zu öffnen, bleibt kaum ein Auge trocken.


Mit großem Einsatz von ehrenamtlichen und fest angestellten Mitarbeitern haben wir Menschen in Krisensituationen begleitet, ihnen Arbeit und Tagesstruktur gegeben, Schulden beglichen, Wohnung und Freundschaft angeboten und dabei unterstützt ihren eigenen Weg zu finden. Zehn Menschen fanden am Hof der Liebhaberei eine Anstellung, durften ihre Begabungen Fähigkeiten und Talente entdecken, produzierten fleißig landwirtschaftliche Produkte und lernten dabei, wieder in den Arbeitsalltag hineinzufinden.


Wie hat sich der Verein Liebhaberei finanziert?
Der Bauernhof wurde dem gemeinnützigen Verein Liebhaberei in Deutsch Kaltenbrunn vom Eigentümer Markus Hirtler und nach der Hofübergabe von  seiner Tochter Hannah für Vereinszwecke zur Verfügung gestellt. Mit der Erzeugung und dem Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten, der Organisation von Veranstaltungen und Festen sowie mit Hilfe von privaten Unterstützern und Spendern wurden die finanziellen Mittel für den laufenden Betrieb der Liebhaberei bereitgestellt.

Das ehrgeizige Ziel, mit der Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten aus Bio-Landwirtschaft  und der Veranstaltung von Festen etc. einen sozialökonomischen Betrieb aufzubauen und am Leben zu halten scheitert nicht nur an den hohen  Lohnnebenkosten. Sehr große Investitionen wären notwendig um Menschen dauerhaft beschäftigen und beherbergen zu können. Wir als gemeinnütziger Verein Liebhaberei in Deutsch Kaltenbrunn haben weder die personellen noch die wirtschaftlichen Ressourcen um einen solchen Betrieb gewährleisten zu können. Traurig müssen wir das nach fünfeinhalb sehr schönen und gehaltvollen Jahren feststellen.

Wie geht’s weiter?
Hannah und Daniel Freudenberg werden ihren Bauernhof in Zukunft selbst bewohnen und bewirtschaften. Jegliches Vereinsvermögen wird statutengemäß einem gemeinnützigen und mildtätigen Zweck zugute kommen. Wir haben uns dazu entschieden, es an den Verein „GetAwayDays Österreich“ zu spenden. Dieses Projekt arbeitet unter dem Motto „CHANCEN ermöglichen. ZUKUNFT gestalten.“ mit Jugendlichen aus sozialen Brennpunkten und plant unter anderem gerade ein liebhabereiähnliches Bauernhofprojekt. (www.getawaydays.org) Die Liebhaberei schließt ihre Pforten.


Viele ehrenamtliche Vereinsmitglieder und Helfer haben sich in den vergangenen fünfeinhalb Jahren sehr engagiert eingebracht, sind viele viele Stunden im Dienste der Menschen auf den Beinen gewesen um Generationen zu verbinden und Menschen zu integrieren. Von der Lebensberatung bis zum Kartoffelschälen für das gemeinsame Essen, von der Buchhaltung bis zum Hühnerstall ausmisten - jede Tätigkeit wurde mit so viel Liebe und Herzensgüte verrichtet, dass ich mir sicher bin, nichts, ja wirklich nichts im Leben ist vergebens, wenn es mit Liebe getan wird!

Die Liebhaberei bedankt sich herzlich für fünfeinhalb Jahre Mittragen, Mitfeiern, Mitleben und vor allem Mitlieben!!

Gemeinsam haben wir viel Wärme in die Welt getragen.
DANKE.

Im Namen aller Vereinsmitglieder,
Markus Hirtler, Obmann der Liebhaberei
Die Liebhaberei schließt ihre Pforten:  (© Liebhaberei)

Über den Kunst- und Kulturbauernhof „Liebhaberei“

Mit dem Kauf eines alten Vierkanters im burgenländischen Ort Deutsch-Kaltenbrunn hat Markus Hirtler vor einigen Jahren ein Herzensprojekt gestartet: auf dem Hof der „Liebhaberei“ finden Menschen, die in Krisensituationen geraten sind, einen sicheren Platz. Betreut von den Mitgliedern des gleichnamigen gemeinnützigen Vereins werden Alt und Jung in den vielfältigen Alltag auf dem Hof integriert und so behutsam wieder ins Leben zurück begleitet.

Generationen verbinden und Menschen integrieren

In schwierigen Zeiten sind Momente zum „Durchatmen“ besonders wichtig. „Ein geregelter Tagesablauf und die Ruhe, die eigenen Interessen wieder wahrzunehmen, wirken manchmal Wunder.“ erklärt Markus Hirtler. So konnten schon mehrere vom AMS vermittelte Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsprozess integriert werden.

In der „Liebhaberei“ wird ein grenzenloses Miteinander gepflegt. Derzeit engagieren sich auch eine syrische Familie und ein junger Pakistani für die auf dem Hof betreuten Menschen. Ehrenamtlich und freiwillig, versteht sich, denn wer auf der Flucht vor Krieg und Not selbst Hilfe bekommen hat, gibt sie umso lieber weiter.

Wertschätzendes Miteinander von Mensch und Tier

Mit dabei sind, wie es sich für einen richtigen Bio-Bauernhof gehört, natürlich viele Tiere. Dabei wird besonders auf alte, vom Aussterben bedrohte Rassen gesetzt. „Unsere Kärntner Brillenschafe und Sulmtaler Hühner sind keine Hochleistungstiere und deshalb für die Landwirtschaft uninteressant. Wir wollen damit auch bewusst ein Statement gegen Massentierhaltung setzen.“, so Markus Hirtler.

Alte und neue Künste entdecken

Die „Liebhaberei“ ist aber auch ein Ort der Begegnung zwischen Kunst, Kultur, Mensch und Natur. Ein vielfältiges Programm von Ausstellungen, Lesungen bis hin zum Weihnachtsmarkt lädt zum kreativen Miteinander ein. Regionales Kulturerbe lebt in Workshops für fast vergessene Handwerksfertigkeiten wieder auf. Beim Korbflechten, Malen, Filzen, Walken, Drechseln, Töpfern, Instrumentenbau, u.v.m. kommen sich Nachbarn und Generationen näher und werden zu Freunden. Denn gemeinsame Projekte machen neugierig - auf die Welt des anderen.


Liebhaberei, Generationen verbinden - Menschen integrieren:  (© Liebhaberei)